Quantitative Ergebnisse

CO2-Reduktionen

Im Folgenden werden die CO2-Reduktionen, die von den Befragten mit der Auswahl ihres Maßnahmenbündels erreicht wurde, als Zielerreichungsgrad angegeben: 0 bedeutet, dass keine Reduktion erreicht wurde, 100 bedeutet, dass das Klimaziel genau erfüllt wurde; Zahlen über 100 bedeuten, dass das Klimaziel übererfüllt wurde. Insgesamt bringen die gewählten Bündel erhebliche CO2-Reduktionen mit sich, die sich im Durchschnitt auf 88,6 % Zielerfüllung belaufen (Median: 100,8 %). 57% der Befragten erreichen mit ihrem Maßnahmenbündel eine CO2-Reduktion, welche die Erfüllung der Klimaziele für 2030 für den österreichischen Personenverkehrssektor gewährleisten würde. Die Abbildung rechts zeigt, dass ein großer Teil der Befragten das Klimaziel knapp erreicht, während deutliche Übererfüllungen eher selten sind.

In weiterer Folge wird die Stichprobe in vier Teile unterteilt (siehe Abbildung rechts) je nachdem, welche CO2-Reduktion die Befragten mit ihrer Maßnahmenauswahl erreicht haben. Je einen der vier Teile stellen die ambitioniertesten 10 % und die am wenigsten ambitionierten 10% der Stichprobe dar. Die verbleibenden 80 % werden unterteilt in jene, die das Klimaziel verfehlen (10. bis 43. Perzentil) sowie jene, die es erreichen (43. bis 90. Perzentil). Die Personenmerkmale dieser vier Stichprobenteile zeigen bei fast allen Variablen signifikante Unterschiede. Ausnahmen sind das Geschlecht und minderjährige Kinder im Haushalt; sie zeigen keinen Zusammenhang mit dem Klimazielerfüllungsgrad. Unten werden die wichtigsten Merkmale dieser vier Stichprobenteile zusammengefasst.

Was unterscheidet Gruppen mit niedrigem und hohen Klimazielerreichungsgrad?

Nicht ambitioniert (unterstes Dezil)

Die Mitglieder dieser am wenigsten ehrgeizigen Gruppe halten bei den Push-Maßnahmen weitgehend am Status quo fest und wählen auch die Pull-Maßnahmen (z. B. Radfahren und Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs) im Durchschnitt mit eher geringer Intensität. Ein Vergleich der sozioökonomischen Merkmale mit jenen der drei anderen Segmente zeigt, dass sie tendenziell älter sind und am häufigsten einen Bildungsabschluß ohne Matura haben. Personen mit Wohnsitz in ländlichen und/oder peripheren Lagen sind etwas überrepräsentiert, und die Affinität zum Autobesitz und zur Autonutzung ist am höchsten; dementsprechend ist der Anteil der Personen, die öffentliche Verkehrsmittel nutzen, mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen, geringer. Ein großer Teil der Befragten in diesem Segment bezweifelt den Klimawandel und glaubt, dass bereits genug dagegen getan wird. Hinsichtlich ihrer politischen Einstellungen messen sie der Umwelt, der Transparenz und der Solidarität/Gerechtigkeit die geringste Bedeutung bei. Darüber hinaus haben sie relativ wenig Vertrauen in österreichische PolitikerInnen und Institutionen und wählen überproportional oft die ÖVP oder FPÖ und folglich weitaus unterdurchschnittlich die Grünen oder NEOS. Sie geben auch häufiger an, dass es keinen Unterschied macht, wen man wählt, oder wollen ihre Parteipräferenz nicht angeben (57% der Befragten in diesem Segment fallen in eine dieser beiden Kategorien).

Mäßig ambitioniert (Klimaziel nicht erreicht)

Das “mäßig ambitionierte“ Segment wählt relativ hohe Intensitäten der Pull-Maßnahmen und ist in diesem Punkt dem „ambitionierten“ Segment viel näher sind als dem „nicht ambitionierten“. Bei den Push-Maßnahmen liegt die mittlere Maßnahmenintensität ziemlich genau zwischen den beiden benachbarten Segmenten. Hinsichtlich der sozioökonomischen Variablen ist dieses Segment eher durchschnittlich. Die Mitglieder dieses Segments leben am ehesten in ländlichen Gebieten. Sie weisen ein ähnliches Maß an „Auto-Affinität“ auf wie das „nicht ambitionierte“ Segment, nutzen aber häufiger öffentliche Verkehrsmittel, das Fahrrad und gehen zu Fuß. Im Vergleich zur „nicht ambitionierten“ Gruppe sind sie wesentlich besorgter über den Klimawandel, stimmen der Notwendigkeit von Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels wesentlich stärker zu, und halten Solidarität/Fairness, Transparenz und die Umwelt für wichtiger. Das Vertrauen in österreichische PolitikerInnen und Institutionen auch in diesem Segment relativ gering. Zuletzt sind ihre Parteipräferenzen recht uneinheitlich, wobei 35% angeben, dass die Wahl keinen Unterschied macht. 

Ambitioniert (Klimaziel erreicht)

Die Mitglieder dieses Segments verbrachten die längste Zeit mit dem Experiment und haben besonders viele Optionen ausprobiert, was darauf hindeutet, dass sie besonders bemüht waren, das Klimaziel auf die für sie passendste Weise zu erreichen. Die Mitglieder dieser Gruppe sind überproportional jung, besser ausgebildet, und leben etwas häufiger in Wien und in zentralen Gebieten als der Durchschnitt. Die Autoaffinität ist deutlich geringer als bei jenen beiden Segmenten, die das Klimaziel nicht erreichen, sowohl was die gefahrenen Kilometer als auch die als Häufigkeit der Nutzung betrifft. Im Vergleich zum „wenig ambitionierten“ Segment nutzen sie deutlich häufiger öffentliche Verkehrsmittel, während die Häufigkeit an Wegen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden, mit jener des „wenig ambitionierten“ Segments vergleichbar ist. Das Ausmaß, in dem die Befragten das Problem des Klimawandels anzweifeln und glauben, dass bereits genug dagegen unternommen wird, ist nur halb so groß wie im “mäßig ambitionierten“ Segment. Ebenso stimmen sie deutlich stärker zu, dass Regierungen, Unternehmen und Einzelpersonen mehr zur Bekämpfung des Klimawandels tun sollten. Fairness/Solidarität, Transparenz und Umwelt werden in dieser Gruppe als wichtiger erachtet, die Sparsamkeit der öffentlichen Hand als weniger wichtig, und das Vertrauen in PolitikerInnen und Institutionen ist höher als im “mäßig ambitionierten“ Segment. Es überrascht nicht, dass sie überproportional häufig die Grünen wählen. 

Sehr ambitioniert (oberstes Dezil)

Das „sehr ambitionierte“ Segment verbrachte die wenigste Zeit mit dem Policy-Choice Experiment und traf eine geringere Anzahl von Maßnahmen-Entscheidungen als das „ambitionierte“ Segment. Die zielstrebige Auswahl deutet auf eine programmatische Befürwortung von Klimaschutzmaßnahmen hin sowie darauf, dass sie sich ihre Präferenzen bezüglich der Maßnahmen Großteils schon vorher gebildet hatten. Insbesondere die Push-Maßnahmen wählten sie mit wesentlich höheren Intensitäten als das „ambitionierte“ Segment. Die Altersgruppe unter 30 Jahre ist in diesem Segment interessanterweise unterrepräsentiert und sie sind am besten ausgebildet. Im Vergleich zum „ambitionierten“ Segment ist der Anteil von Personen mit Matura noch wesentlich höher, sie wohnen wesentlich häufiger in Wien (70% vs. 55%) bzw. generell an einem zentralen Ort, dementsprechend ist ihr Mobilitätsverhalten deutlich weniger von der Autonutzung geprägt, sie nutzen das Auto weniger häufig (0,35 vs. 0,73 Fahrten/Tag) und öffentliche Verkehrsmittel häufiger. Auch die Sorge um das Klima und die Forderung nach politischen Maßnahmen sind in diesem Segment stärker ausgeprägt, ebenso wie die Tendenz, die Grünen zu wählen. Bei den politischen Einstellungen und beim Vertrauen in PolitikerInnen und Institutionen gibt es kaum Unterschiede zum „ambitionierten Segment“.

Gewählte Maßnahmen (0=Status quo). Hinweis: die oberen 5 Maßnahmen haben 6 Intensitätsstufen, die untersten 6 Maßnahmen nur 4

Die Abbildung links zeigt erwartungsgemäß, dass Pull-Maßnahmen mit viel höheren Intensitäten gewählt wurden als Push-Maßnahmen. Insbesondere ein Roadpricing auf allen Straßen (für Pkw und Lkw) stößt auf große Ablehnung, während Investitionen in ein besseres öffentliches Verkehrsangebot und in eine verbesserte Radverkehrsinfrastruktur nur von einem kleinen Teil der Befragten abgelehnt werden. Insgesamt gibt es nur 33 Befragte (2 %), die sich bei allen 11 Maßnahmen für die Beibehaltung des Status quo entschieden haben und insofern keine Emissionsreduzierung erreichten.

Die meisten Befragten zeigen eine Abneigung gegen sehr restriktive Maßnahmen, d.h. Push-Maßnahmen mit hoher Intensität; sie zeigen eher eine Präferenz für breite und ausgewogene Bündel zwischen Pull- und Push-Maßnahmen sowie zwischen verschiedenen Push-Maßnahmen. So wählte eine Mehrheit von 92 % sowohl Pull- als auch Push-Maßnahmen in ihr Bündel, meist in einem recht ausgewogenen Verhältnis. Nur eine kleine Gruppe lehnte Push-Maßnahmen strikt ab (5%). Insgesamt überwiegen die Push-Maßnahmen sogar in den Bündeln; die Bevorzugung von Pull- gegenüber Push-Maßnahmen gilt nur im direkten Vergleich einzelner Maßnahmen, weil von ersteren weniger zur Auswahl standen. Insgesamt zeigten die Befragten eine starke Tendenz, viele Maßnahmen mit geringer bis mittlerer Intensität zu kombinieren, während hohe Intensitäten vermieden wurden.

 

 

Qualitative Ergebnisse

Neben der qualitativen Inhaltsanalyse wurde zudem eine tiefergehende thematische Analyse durchgeführt. Diese dient der Analyse von vorherrschenden Argumentationsmustern von Teilnehmenden sowie deren Wahrnehmung vom Tool. Es zeigte sich, dass Kriterien, die über CO2-Reduktion, monetäre und soziale Effekte hinausgehen für TeilnehmerInnen entscheidend sind. Faktoren wie Emissionsverantwortung, die persönliche Situation, das eigene Verhalten, die Reflexion des eigenen Wissens, das Vertrauen in gegebene Informationen, Wissenschaft sowie die aktuelle Klimapolitik beeinflussen die im Tool getroffenen Entscheidungen. Zudem deutet eine weitgehende Präferenz für den Status Quo auf eine negative Assoziation von Klimamaßnahmen, insbesondere höhere Kosten und weniger Komfort, hin. Folglich beziehen sich die Empfehlungen zur Verbesserung künftiger Policy-Choice-Experimente auch auf die Verbesserung der Klima- und Verkehrspolitik im Allgemeinen. Um Akzeptanz der Bevölkerung im Personenverkehr zu erhöhen, sollte auf Transparenz und eine bessere politische Kommunikation über die Notwendigkeit der Maßnahmen gemeinsam mit den erwarteten langfristigen Auswirkungen gesetzt werden. Die kritische Wahrnehmung von TeilnehmerInnen bezieht sich überwiegend auf den Inhalt des Tools und nicht die Methodik. Auch wenn der partizipative Charakter des Policy-Choice-Experiments begrenzt ist, kann das Tool daher vor allem als Instrument zur Information und Aufklärung der Öffentlichkeit dienen. 

Diskussion der Ergebnisse

Auf der Grundlage dieses innovativen Policy-Choice Experiments liefert aPPRAISE neue Erkenntnisse über Bündel an klimapolitischen Maßnahmen im Mobilitätsbereich, die die TeilnemerInnnen am Experiment für wirksam und akzeptabel halten. Das Ergebnis ist ziemlich auffällig: Fast 60% der Befragten erreichten mit dem von ihnen gewählten Maßnahmenbündel die ehrgeizigen Klimaziele für den Personenverkehrssektor in Österreich, obwohl dies die Einbeziehung einiger der als unbeliebt geltenden Push-Maßnahmen zumindest mit mittlerer Intensität voraussetzt. Wie weit die Ergebnisse des Experiments Akzeptanz in der Realität widerspiegeln, bleibt eine wichtige Frage. Aus mehreren Gründen könnten die Ergebnisse des Experiments optimistischer als in der realen Welt sein. Erstens zeigt die Verteilung des Klimazielerfüllungsgrades, dass das Klimaziel einen starken Ankereffekt hat: 30% der Befragten erreichen das Klimaziel mit einem Erfüllungsgrad zwischen 100 und 105 %. Die Fokussierung auf das Emissionsreduktionsziel beim Ausfüllen des Policy-Choice-Experiments könnte die Befragten in eine “Problemlösungsperspektive“ versetzt haben als dies in der Realität der Fall ist. Außerdem deuten Vergleiche mit anderen österreichischen Datenquellen zu Klimaschutzeinstellungen darauf hin, dass die Befragung etwas vermehrt Personen angezogen hat, die im Vergleich zur Gesamtbevölkerung stärker über den Klimawandel besorgt sind, und dessen Bekämpfung größere Bedeutung beimessen (obwohl die sozioökonomischen Merkmale der Stichprobe repräsentativ sind). Zuletzt könnten das Thema der Umfrage und das Video, in dem das Experiment vorgestellt wurde, die Befragten zu sozial erwünschten Antworten veranlasst haben (gegenüber der Gesellschaft und den verantwortlichen WissenschaftlerInnen). 

Evaluation des Tools durch die TeilnehmerInnen:

Über 600 TeilnehmerInnen haben ein optionales Textfeld zu den Stärken und Verbesserungsmöglichkeiten des Experiments ausgefüllt. Ihre Antworten wurden mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass die grundlegende Idee hinter dem Experiment und die interaktive Visualisierung der Auswirkungen von den Befragten sehr geschätzt wurden. Viele Kommentare betonten die hohe Benutzerfreundlichkeit und den bewusstseinsbildenden Charakter des Tools. Auf der kritischeren Seite merkten die Teilnehmer die begrenzte Auswahl und unklare Beschreibungen der verfügbaren Maßnahmen an, was auch Grundlage für viele Verbesserungsvorschläge war. Auch die recht hohe Komplexität in der Handhabung des Tools wurden von einigen bemängelt. Personen aus Wien sowie jüngere Personen und solche aus Haushalten mit weniger Autos haben tendenziell eine positivere Meinung zum Policy-Choice-Experiment. Personen aus Haushalten mit 1 bis 2 Autos haben die negativsten Meinungen geäußert, während Personen mit noch mehr Autos wieder differenziertere Meinungen äußern; hier handelt es sich eher um Personen aus gut gebildeten Haushalten mit hohem Einkommen.

 

Die Ergebnisse dieses Projektes liefern auf mehreren Ebenen wertvolle Ergebnisse für Entscheidungsträger. 

Design von Maßnahmenbündeln: Auf Basis der qualitativen Antworten kann angenommen werden, dass die Teilnahme am Policy-Choice-Experiment überwiegend positiv aufgenommen wurde. Der partizipative Charakter des Experiments und das damit einhergehende Gefühl, an der Entscheidungsfindung beteiligt zu sein, hat das Potenzial, die Akzeptanz insbesondere von Push-Maßnahmen zu erhöhen. 

Die gewählten Maßnahmenbündel variieren stark zwischen den Befragten, so dass kein Bündel existiert, das von einer Mehrheit der TeilnehmerInnen präferiert wird. Das Experiment liefert keine Erkenntnisse, inwieweit Teilnehmenden bereit wären, Maßnahmenbündel zu akzeptieren, die ähnlich wirksam aber anders zusammengesetzt sind wie die von ihnen gewählten Bündel. Während im Rahmen von aPPRAISE die Flexibilität der Befragten nicht direkt analysiert werden kann, liefern die Antworten dennoch Hinweise auf eine recht hohe Flexibilität zwischen den einzelnen Push-Maßnahmen. Erstens kombinierten die meisten Befragten mehrere Push-Maßnahmen. Zweitens weisen Modelle, die auf Basis der in aPPRAISE gesammelten Daten geschätzt wurden, auf relativ geringe Präferenzunterschiede bei der Auswahl der Push-Maßnahmen hin. Insgesamt bestätigen die aPPRAISE-Ergebnisse frühere Studien, in denen ebenfalls hervorgehoben wurde, dass eine Mischung aus Push- und Pull-Maßnahmen sowohl die Effizienz als auch die Akzeptanz von Maßnahmenpaketen erhöht. Ebenso in Übereinstimmung mit bestehenden Studien zeigen die Ergebnisse von aPPRAISE, dass die Akzeptanz Maßnahmen stark von personenbezogenen Merkmalen beeinflusst wird. Insbesondere die Einstellungen zum Klimawandel, politische Präferenzen, sowie das Mobilitätsverhalten spielen dabei eine Rolle. Von den sozioökonomischen Merkmalen hat nur das Bildungsniveau eine starke Relevanz. Daraus kann abgeleitet werden, dass möglichst breite Bündel aus vielen verschiedenen Maßnahmen mit moderater Intensität geschnürt werden sollen, sodass sich aufgrund der Vielzahl der Wirkmechanismen die Betroffenheiten ebenfalls breit in der Bevölkerung verteilen, was die Gefahr von massiven Ablehnungen durch einzelne Gruppen verringert.

Kommunikation von Maßnahmen: Das Resultat, dass im Policy-Choice-Experiment die Mehrheit der Befragten die Klimaziele erreicht und das Klimaziel selbst einen starken Ankereffekt hat, deutet darauf hin, dass auch bei der Kommunikation von klimapolitischen Maßnahmen nützlich der Fokus auf das Erreichen des Klimaziels nützlich sein kann, um eine höhere Akzeptanz zu erreichen, insbesondere bei Push-Maßnahmen.

Policy-Choice-Experiment zur Bewusstseinsbildung: Die Teilnahme am Policy-Choice-Experiment erhöht das Verständnis für politische Maßnahmenpakete, und infolge womöglich auch deren Akzeptanz (obwohl diese Hypothese in der aPPRAISE Studie nicht explizit getestet werden konnte). Dies deutet darauf hin, dass die öffentliche Diskussion über die für den Klimaschutz notwendigen Maßnahmen von solchen partizipativen Online-Tools profitieren könnte, nicht nur im Verkehr, sondern auch in anderen klimarelevanten Sektoren wie Energie und Wohnen. Es liegt nahe, dass die Verlagerung von einer isolierten Debatte über einzelne Maßnahmen hin zu „Bündeln sich ergänzender Maßnahmen“ das Verständnis und die Akzeptanz für unbequeme, aber notwendige Maßnahmen erhöhen kann. Dies mag angesichts der kurzen Aufmerksamkeitsspannen und des oft polarisierten öffentlichen Diskursen als Herausforderung erscheinen, aber die Ergebnisse deuten darauf hin, dass einige der Sensibilisierungseffekte mit solchen Experimenten/Tools in kurzer Zeit erreicht werden können. Die TeilnehmerInnen verbrachten im Mittel nur wenige Minuten mit der Auswahl ihres bevorzugten Maßnahmenbündels.

Resüme

Die quantitativen und qualitativen Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Policy-Choice-Experiment ein geeignetes Instrument ist, um glaubwürdige, relevante und legitime Erkenntnisse über eine sozialverträgliche und klimafreundliche Verkehrspolitik zu gewinnen. Zwar kann das Tool den partizipativen politischen Prozess mit BürgerInnen und ExpertInnen nicht ersetzen, auch weil das breite Angebot an verschiedenen Push-Maßnahmen in Kombination mit den individuellen Entscheidungen zu einer Vielzahl unterschiedlicher Bündel führt. Daraus ergibt sich eine Herausforderung für die Konsensbildung, je nachdem, wie strikt die BürgerInnen an ihrer Wahl festhalten oder bereit sind, gleichwertige, aber anders zusammengesetzte Bündel zu akzeptieren. Das Policy-Choice-Experiment liefert in jedem Fall wertvolle Erkenntnisse darüber, welche Maßnahmen wie kombiniert werden müssen, um Bündel zu formen, welche die Klimawirksamkeit und Akzeptanz seitens der BürgerInnen gleichzeitig optimieren. Dies kann einen Ausgangspunkt für umfassendere Prozesse der BürgerInnenbeteiligung in vielen Bereichen der Politikgestaltung darstellen. Im Rahmen solcher Prozesse kann das Tool wieder eingesetzt werden, um das Bewusstsein einerseits für die erforderlichen Maßnahmen zur Bewältigung des Klimawandels und andererseits für die Bandbreite der verfügbaren Optionen mit ihren ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Wirkungen zu schärfen.